Tür an Tür - Winter 2020

TITELSTORY 7 Nun, das mit dem Schlaf ist ein Bär, der den Menschen aufge- bunden wird. Ursus arctus , der Braunbär, verfällt in der kalten Jahreszeit nur in einen Ruhemodus, um Energie zu sparen. Es wäre aber sehr leicht, ihn aufzuwecken. Andreas Haeser-Kalt- hoff, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Grünen Zoo, liefert die Erklärung, warum die Wuppertaler Bärinnen herumtigern statt ruhen: „Die Winterruhe ist nur eine Reaktion auf das knappere Nahrungsangebot. Da wir aber füttern, können die Tiere das ganze Jahr über wach bleiben.“ Das sei mit allen Zoo- tieren so, die in der freien Wildnis einen Gang zurückschalten würden. Ausnahme sind die Streifenhörnchen – und das auch nur, weil sie sich in den Zoo gemogelt haben und gar nicht zum offiziellen Bestand gehören. Für sie als Selbstversorger bedeutet das: ein paar Monate ab ins Erdloch. MAN FUTTERT SICH SO DURCH. Dem acht Jahre alten Maximilian Schoppe-Sahan fällt beim Zoospaziergang dennoch ein erstaunliches Detail auf: Ein Eisbär, eigentlich Fleischfresser, mümmelt an einem Salatblatt. „Ich bin euer Futter“, ruft Maximilian ins Gehege, aber auch dieses selbstlose Angebot bleibt unbeachtet. Ist des Eisbären Hang zum Eisbergsalat etwa ein Fall zoobedingter Dekadenz? Keines- wegs. Ursus maritimus , der weiße Verwandte des Braunbären, ist das, was sich im Fachjargon omnivor nennt. Allesfresser, um es schlichter zu sagen. Bliebe die Frage, wo ein Polarbär in seiner eisigenWildnis denn wohl Freundschaft mit Salat schließen könnte. Maximilian hat aber gerade keine Geduld, um sich in solche Fragen zu vertiefen. Überhaupt ist er im Stechschritt stets vorneweg beim Zoobesuch. Vater Yavuz, in der Freizeit Fußballtrainer beim SC Viktoria Rott 89, kann gut mithalten und hat auch genügend Puste, um zu verkünden, dass der Ver- ein gerade bei einer Aktion der GWG 250 Euro für den Kauf von Trikots gewonnen hat (mehr dazu auf den Seiten 14 und 15). EIN KÜKEN UND VIELE PINGUINE. Familie Sahan, GWG-Mieter amWestfalenweg, ist mit den drei genannten Mitgliedern aber noch nicht vollzählig. Doch Mia, das Küken im Bunde, hat mit ihren vier Monaten noch keine ausgeprägten Bedürfnisse außer dem einen: Hunger. „Ab mor- gen bekommt sie das erste Gläschen“, berichtet die Mutter. Da aber heute nicht morgen ist, verschwindet Saskia kurz mit der Kleinen imWickelraum des Zoos. Danach plumpst Mia zurück in den Schlaf. Denn das mit den Tieren hat ja noch Zeit. Liebend gern wäre Maximilian nun ins Aralandia spaziert, aber die noch neue und einzigartige Freiflugvoliere kann aus Hygiene- Probier’s mal mit Gemütlichkeit? Das fiel manchen Besuchern des Grünen Zoos Wuppertal nicht leicht, als sie im März 2017 rätselten, welche Braunbärin da im Gehege zu sehen war. Balu mit seiner Gemütlichkeit konnte es nicht sein, der war männlich und sowieso nur fiktive Gestalt im „Dschungelbuch“. So blieb die Wahl zwischen Brenda und Siddy. Aber mal beiläufig gefragt: Fällt der März nicht ins Winterhalbjahr? Und halten Bären dann nicht den Schlaf des Gerechten? Fot0s Titelstory:Uwe Schinkel GRÜNER ZOOWUPPERTAL

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