Tür an Tür - Winter 2019/20
UNSERE MIETER 7 Davon ist das Ehepaar Vera und Udo Podlech noch weit ent- fernt – trotz ihrer 78 bzw. 83 Jahre. Seit dem heißen Sommer 2018 leben sie in einer der GWG-Wohnungen „An der Hardt“ und stellen uneingeschränkt fest: „Es gefällt uns hier sehr gut.“ Gar nicht so selbstverständlich, denn ihre Adresse war noch vor wenigen Jahren der Badeort Laboe – immerhin die „Sonnenseite der Kieler Förde“, wie es heißt. VON DER OSTSEE NACHWUPPERTAL. Der Umzug von der Ostsee nach Wuppertal ging einher mit einer Einschränkung: von 131 auf 64 QuadratmeterWohnfläche. Da muss man sich von lieb gewonnenen Dingen trennen können. Udo Podlech sieht man schon eher den Schmerz an als seiner Frau, die als echte Frohnatur ganz auf der positiven Seite des Lebens steht und dann auch gleich mal zu einem Rundgang durchs Haus und dieWohnanlage ermuntert. Aber vorher wird noch stolz die goldene 60 präsentiert, die zum Blick zurück ins Hochzeitsjahr 1959 einlädt. „Unsere diamantene Hochzeit haben wir im Restaurant Alte Bergbahn gefeiert“, erinnert sich Vera Podlech. Über den neuenWohnsitz freuen sich auch die beiden Töchter und die Enkelkinder – eine Familienzusammen- führung, denn sie alle wohnen ganz in der Nähe. AB AUF DEN BALKON. Die 78 Jahre alte Sigrid Volkmer stammt aus Hannover, wohnt erst seit März 2019 in Wuppertal und kennt die Stadt, in der ihre Tochter lebt, bisher nur flüchtig. Noch sitzt der Abschieds- schmerz von der alten Heimat und den dort zurückgelassenen Freunden tief, aber manches wird nun dadurch aufgefangen, dass die Familie in Reichweite ist und auch die vier Enkel gern zu Besuch kommen. Vor allem ihr Enkel Lenny ist sehr angetan von der Wohn- anlage: „Wenn ich alt bin, komme ich auch hierher“, sinniert er, schwenkt dann aber auch schon zu seinem Berufswunsch: Pilot, weil man damit reich wird. Die Oma schenkt den Träumen ein gütiges Lächeln und wirkt dabei erfreulich frisch – die Bräune im Gesicht, die sie den langen Aufenthalten auf ihrem Sonnenbalkon verdankt, unterstreicht den Eindruck. „Balkon muss sein“, sagt Sigrid Volkmer, die von dort einen weiten Blick über die Südhöhen genießt. Aber auch Gesellschaft ist für sie Prämisse. Liebe Menschen zum ‚Klönen‘ hat sie jedenfalls schon unter ihren neuen Nachbarn gefunden. Die Gegeben heiten sind vorhanden, nun kommt es noch darauf an, sich entsprechend einzuleben. Während Bluesmusik aus dem Radio erklingt, nestelt der elfjährige Lenny am Sofa und verwandelt mit raschem Griff die Sitz- in eine Liegefläche. Soweit ganz cool, nur dass seine Oma Sigrid Volkmer noch nicht aufgestanden war und jetzt wie ein Maikäfer auf dem Rücken strampelt. Seniorendasein alter Schule ist das nicht, aber wer sagt auch, dass die alte Schule in allen Punkten richtig, liebens- und lebenswert war? Auch das Service-Wohnen „An der Hardt“ geht mutig einen anderenWeg und will so mit demVorurteil aufräumen, dass Menschen nämlich erst dann eine seniorengerechte Wohnform in Betracht ziehen, wenn sie sich nicht mehr selbst versorgen können. SERVICE-WOHNEN AN DER HARDT Fot0s Titelstory:Uwe Schinkel
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