Tür an Tür - Winter 2018

Damals der letzte Schrei – und heute noch mit einer fantastischen Aussicht „gesegnet“: eines der Hochhäuser an der Agnes-Miegel-Straße. An der Holzer Straße wagte die GWG nach dem Krieg auch architektonisch einen Neuanfang. Folgenreiche Fehler Aus dem kleinen Büro irgendwo im Rathaus wurde nach einigen Zwischenstationen 1994 bekanntlich eine echte Unternehmenszentrale ander Hoeftstraße. Zudenweniger schönen Erinnerungen gehört vermutlich das Jahr 1998, als kriminelle Machenschaften aufgedeckt wurden, in deren Folge sich die beiden damaligen Geschäftsführer gemeinsam mit anderen vor dem Wuppertaler Landgericht wegen Untreue verantworten mussten. Man könnte sagen: „Schwammdrüber – ist lange her, und die Täter haben ihre Strafe bekommen.“ Leider allerdings sind die Folgen des GWG-Skandals noch heute spürbar, denn beispielsweise die Seniorenwohnanlage „AmSpringer Bach“ belastete dieGesellschaft bis ins Jahr 2017 , weil damals viel zu hoheMietgarantien vereinbart wurden. In Vergessenheit geraten ist bisweilen sicher auch die Tatsache, dass dieGWGviele JahreGeld indie Stadtkasse gespült hat undmit demKauf der Beständeder städtischenWohnbauverwaltung viele städtische Problemimmobilien übernahm, mit denen sich nur selten gute Geschäfte machen ließen. Im Gegenteil: Die GWG investierte bis heute rund 110 Mio. € in diese Bestände, um sie zu sanieren und zeitgemäß auszustatten. 80 J AHR E GWG 80 J AHR E GWG Nicht mehr „klein“ Man ahnt es schon: Irgendwann passte der Name nicht mehr – 1969 wird dasWörtchen „klein“ ersatzlos gestrichen. Schließlichwollteman hoch hinaus und begann Hochhäuser zu bauen. Damals der letzte Schrei – aber dass siedurchaus ihre attraktiven Seitenhaben, kannman auch heute noch besonders gut sehen, wennman sich beispielsweise in der Agnes-Miegel-Straße oder am Röttgen auf einen der Balkone mit Fernsicht einladen lässt… Wiederaufbau im Eiltempo Die GKWG machte das, was die GWG auch heute noch tut, wenn Menschen ein Dach über dem Kopf brauchen, zum Beispiel, weil sie aus ihrer Heimat fliehen müssen. In diesem Fall stellte sie in Windeseile 2700 Behelfsheime sowie 300 Baracken bereit, begann gleichzeitig mit dem mühsamen Wiederaufbau und bekam erneut Hilfe aus der Industrie. Bemberg und Vorwerk spielten dabei eine große Rolle. In den folgenden Jahren schloss die GKWG nicht nur eine kriegsbedingte Baulücke nach der anderen, sie schaffte auch immer mehr neuen Wohnraum. Schließlich befand sich die Stadt bis in die 60er-Jahre auf Wachstumskurs. Egal ob in Ronsdorf, Gennebreck oder Vohwinkel, in Barmen oder in der Südstadt – die Gesellschaft baute überall, wo Platz war. Häuslebauer en gros Bis zum Jahr 2011 war die GWG aber nicht nur ein zuverlässiger Vermieter für Tausende Wuppertaler, sondern auch ein Häuslebauer. Mit anderen Worten: Manches Einfamilienhaus, in Ronsdorf ebenso wie beispielsweise am Kalkofen oder in Langerfeld, ist „made by GWG“. Geändert hat sich im Laufe der Zeit überdies die Gesell- schafterstruktur. Die Arbeitgeberverbände schieden 2005 aus. Seitdem hält die Stadt 75 Prozent der Anteile, 4 Prozent die Stadtsparkasse, und die restlichen 21 Prozent gehören der GWG selbst. Im Rückblick zusammengefasst: Ohne 80 Jahre GWG sähe nicht nur der hiesige Wohnungsmarkt, sondern auch die Stadt sicher anders aus und wäre um viele wichtige Investitionsprojekte ärmer. 13 12

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