Tür an Tür - Sommer 2020
VomModellhaus zur 1 A-Siedlung Viele Bürger staunen immer noch: Mit 4500 Objekten steht Wuppertal gleich hinter Köln ganz oben auf der nordrhein- westfälischen Denkmalliste. Doch so manches geschützte Haus schlummert als unentdecktes Juwel, von der Zeit gebrochen, mitunter kaum noch vermietbar. Auf dem Sedansberg findet man reichlich Beispiele für schöne, aber sanierungsbedürftige Immobilien. Dazu zählte auch die Häuserzeile an der Sedan- straße 75–89, die 1925/6 vom Hochbauamt der damals noch eigenständigen Stadt Barmen errichtet wurde. Mit einemMo- dellhaus, Sedanstraße 85, begann die GWG 2018 eine gewaltige Modernisierungsaktion. Ziel war es, innerhalb von nur zwei Jahren der gesamten Zeile äußerlich zu ihrem alten Glanz zu verhelfen und sie im Kern auf modernsten Stand zu bringen. DANKE AN UNSERE MIETER Diese umfassende Arbeit bedeutete nicht nur für die GWG einen Kraftakt, sondern forderte auch die Geduld der Mieter. „Ich bin den Mietern außerordentlich dankbar, dass sie das Projekt nach besten Kräften unterstützt haben“, sagt Arif Izgi, der zuständige Bauingenieur der GWG. Für die Mieter war aber auch sehr schnell spürbar, dass der Plan zu einer ganz neuen Wohnqualität führen würde. Fassadenanstrich, Erneuerung der Dächer sowie Dämmung der Dachböden und Kellerdecken waren nur der Anfang der Modernisierungsmaßnahme. BERGISCHER HEIMATSTIL Die Häuserzeile im Bergischen Heimatstil ist wie ein Quintett, bei dem drei Doppelhäuser durch zwei höhere, schmalere und mit Vorgärten ausgestattete Gebäudewürfel miteinander ver- bunden sind. Der überwiegend glatte Fassadenputz ist durch Schmuckelemente aufgelockert, am schönsten sind wohl über den Portalen die Fabelwesen, die Vasen in ihremMaul halten. Barmen wollte ab dem 19. Jahrhundert lebenswerten Wohnraum für die rasant wachsende Bevölkerung schaffen. Reparationszahlungen aus dem Krieg 1870/71 (der eben auch die Schlacht bei Sedan umfasste) ermöglichten die vorbildliche Siedlungsplanung auf dem Sedansberg – zentrumsnah und doch mit viel Grün versehen. LIEBE ZUM DETAIL Die GWG hat diesem Edelstein wieder zu seinemWert verhol- fen. Doch mehr noch: Die mit hohem Aufwand und viel Liebe zum Detail durchgeführten Arbeiten im Innenbereich haben auch einen wohnlichen Mehrwert geschaffen. Fenster, Türen und Treppenhäuser wurden modernisiert, Diebstahlsicherungen und Video-Gegensprechanlagen installiert, neue Tapeten geklebt, Bodenbeläge und Fliesen gelegt, Elektroleitungen, Heizkörper und Sanitäranlagen ausgetauscht. Eine moderne Heizzentrale sorgt für wohlige, kostengünstigeWärme. „Nur in den Bädern“, so Izgi, „waren Durchlauferhitzer wegen langer Leitungen und des damit verbundenen Legionellenrisikos unvermeidlich.“ Auch Grundrissveränderungen wurden vorge- nommen, um z.B. größereWohnungen für Familien zu schaffen. BARRIEREN NEIN DANKE – DAFÜR MIT BALKON Große Aufmerksamkeit wurde der barrierearmen Ausgestal- tung geschenkt, nur dass die Topografie der Straße Grenzen bei einer entsprechenden Verbesserung der Hauseingänge setzte. Ein besonderes Plus der modernisiertenWohnungen sind die neuen Balkone, die an der Rückseite der Häuser zu den Gärten weisen. Dort wird als krönender Abschluss hinter dem Modell- haus Nr. 85 eine üppige Blumenwiese samt großem Bienenhotel (siehe Artikel S. 30) entstehen. Damit lebt die Idee der einstigen Planer fort, nämlich stadtnahes Grün. Doch mehr noch: Mit dem Ergebnis der enormen Anstrengungen hat die GWG eine Initialzündung geschaffen, sodass andere Eigentümer auf dem Sedansberg bereits ähnliche Projekte ins Auge fassen. 29 Hier steht eine Bildunterschrift Fot0:Uwe Schinkel; Illustration: iStock BAUEN UND MODERNISIEREN 28 Zu jeder Wohnung ge ör eine Gartenparzelle. Beim Ehepaar Werres hat eigentlich der Mann des Hauses den grünen Daumen, aber Ehefrau Mechthild ist fürs Gießen zuständig. Fotos:Uwe Schinkel Der zuständige Bauingenieur Arif Izgi ist dankbar, dass die Mieter dieses Modernisierungsprojekt so positiv mitgetragen haben.
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