12 Unten Tunnel, oben Tanne. Seit 2006 verzeichnet das Burgholz doppelt so viele Besucher:innen wie der Eiffelturm. Nur sind das keine Sightseeing-Gäste, sondern Autofahrer, die den damals eröffneten Tunnel unter dem Staatsforst nutzen und großenteils nicht mal ahnen, welche Ruhe oberirdisch wartet. Entsprechend schlecht sind selbst unter Wuppertalern die Kenntnisse darüber, wie man zu den schönsten Flecken dieses Waldes gelangt. Dann also mal los: per Auto zum Beispiel zum Waldpädagogischen Zentrum an der Friedensstraße 69, per WSW-Bus bis zur Endstation der Linie 633. Oder man wählt die Sambatrasse bis zum Bahnhof Burgholz, wo eine gemütliche Gaststätte zum Auftakt oder Ausklang einer Waldwanderung bereitsteht. Ein Wald mit Geschichte. Wer von dort durchs dichte Gehölz streift, könnte sich in einem Urwald wähnen. Tatsächlich aber ist der Baumbestand weit jünger als geahnt. Die Grafen von Berg wie auch deren Vasallen in Elberfeld benötigten Holz für ihre Burgen, das sie genau dort schlugen, wo bis heute der Name auf den Verwendungszweck hindeutet. Reste eines Ringwalls blieben als Spuren der Ritter, die so gründlich abholzten, dass nur der sogenannte Bergische Busch von der alten Pracht kündete und sich später vor allem Buchen ausbreiteten. Mit Kiefern und Fichten, schließlich Lärchen und Eichen nahm man im 19. Jahrhundert eine erste geregelte Forstwirtschaft auf. Als die Bäume nach knapp 100 Jahren krankten, begannen die bergischen Tüftler, Pflanzen aus Japan und Amerika auf ihre Widerstandskraft hin zu testen. Nach immensen Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde aus den zaghaften Experimenten mit Exoten ein beherztes Programm. Bald sprach man von einem Versuchsrevier für Fremdhölzer und schließlich, ab 1999, vom Arboretum, in dem Schadstoff-, Schädlings- und Klimaresistenz der Bäume erforscht werden – zukunftsweisende Schritte. Artenvielfalt zum Erleben. Über 250 Hektar und damit knapp die Hälfte des Burgholzes ist Baumarten aus der Fremde gewidmet, darin urdeutsch die 1871 zur Reichsgründung gepflanzte Kaisereiche. Der Reichtum an Käfer- und Schmetterlingsarten bezeugt ebenso das gelungene Experiment wie die Tatsache, dass dort dem gefürchteten Borkenkäfer genügend natürliche Feinde entgegenstehen. Menschliche Besucher erleben den Wald auf vier Wanderwegen, an denen Tafeln Namen, Herkunft und Besonderheiten der über 130 exotischen Baumarten erläutern. Infos zum Programm des Waldpädagogischen Zentrums sowie Downloads von Broschüren und Karten. Tief einatmen und die Ruhe genießen. Wald- wanderung im Burgholz. Das Arboretum im Burgholz.
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