Tür an Tür - Sommer 2024

24 Kontakt und Austausch sind dir nicht nur beruflich wichtig. Seit einiger Zeit unterstützt du den Deutschen Aidshilfe e.V in Wuppertal ehrenamtlich. Richtig. Bei der Aidshilfe in Bochum habe ich vor gut 2 Jahren das Projekt „Herzenslust“ unterstützt. Dort wird Beratung rund um das Thema sexuelle Gesundheit angeboten, man kann sich auf HIV und andere sexuell übertragbaren Krankheiten testen lassen. Für mich ist es wichtig, dass diese Themen nicht unter den Teppich gekehrt werden und dass man offen darüber spricht. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es wenige Angebote gibt, wo sich auch Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen fühlen. Ein wichtiges Feld, bei dem in vielen Städten ein blinder Fleck besteht. So auch in Wuppertal. Und das möchtest du nun ändern? Genau. Natürlich nicht allein. Ich habe mich an die hiesige Vertretung der Aidshilfe gewandt und ihnen eine Projektidee vorgestellt. Dort war man sofort begeistert. Gemeinsam haben wir begonnen, das Projekt aufzuziehen; in den nächsten Monaten werden wir damit starten. Unter dem Titel „Baklava & Çay“ bieten wir homo- und bisexuellen Männern* mit Zuwanderungsgeschichte eine feste und sichere Anlaufstelle. Wir wollen erster Ansprechpartner für Männer sein, die sich aufgrund ihrer Herkunft und Nationalität bei vergleichbaren Angeboten nicht wiederfinden. Bei „Baklava & Çay“ erwartet sie ein geschützter Rahmen. Wir schaffen einen Kreativraum für Themen wie Outing, Diskriminierung und Rassismus, aber man kann auch einfach auf einen Tee oder eine Runde Gaming vorbeischauen. „Baklava & Çay“ – ein schöner Titel. Was ist der Gedanke dahinter? Für Menschen aus dem Orient beispielsweise sind Baklava und Çay sozusagen eine Standard-Nachspeise. Man wächst damit auf und trägt die Tradition weiter. Mit dem Titel sprechen wir unsere Zielgruppe also direkt an und vermitteln dabei ein Gefühl für das Projekt: Hier geht es nicht nur um Infoveranstaltungen und Vorträge. Hier kann jeder er selbst sein, ankommen, sich auf eine gewisse Weise zu Hause fühlen. Hier kann eine Community entstehen, die sich gegenseitig unterstützt. Wow, eine tolle und wichtige Idee. Sehe ich auch so. Für viele Männer ist es schwierig, ein passendes Angebot zu finden und Vertrauen zu schenken. Wir werden das aktiv bewerben, aber setzen natürlich besonders auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir möchten ein Angebot schaffen, das so gut ist, dass es sich herumspricht. Übrigens nicht nur in Wuppertal. Einigen fällt es in der Anonymität einer anderen Stadt leichter, sich zu öffnen und mitzuteilen. Ob aus Duisburg, Bochum, Düsseldorf, Köln – egal woher: Bei „Baklava & Çay“ ist jeder herzlich willkommen. Bleibt bei so viel Engagement noch Zeit für Privatleben? Moment, das ist noch nicht alles: Ich studiere auch noch im Bachelorstudiengang Real Estate am EBZ in Bochum (lacht, Anm. d. Redaktion). Freizeit hab ich aber trotzdem noch. Ich treibe viel Sport, Fußball, Thai-Boxen, Taekwondo – ich probiere da gern mal Neues aus, um meinen Horizont zu erweitern und mich zu fordern. Ich reise unheimlich gern und freue mich darauf, neue Länder, Regionen und Städte kennenzulernen. Auch das Wandern habe ich für mich entdeckt, bin gern in der Natur unterwegs, auch mit dem Rad. Vor allem aber verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie und Freunden. Das ist mir unheimlich wichtig, daraus ziehe ich viel Energie. Alend, wir wünschen dir viel Erfolg mit deinem tollen Projekt und privat wie beruflich alles Gute! „Baklava & Çay“ – Alend Ibrahim sorgt mit dem Projekt bei der Aidshilfe für eine Atmosphäre, bei der jeder er selbst sein kann. Foto: Uwe Schinkel gwg ganz persönlich

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