Tür an Tür - Sommer 2024

13 Im Fokus Jahrelanger Vorlauf. Solche Projekte brauchen Visionär:innen. Initiatorin in diesem Fall ist die Wuppertaler Kunst-Managerin Valentina Manojlov, ein wahrer Wirbelwind mit wachen Augen und ständig sprudelnden Ideen. Schon 2014 begeisterte sie die Bürger:innen mit „Inside Out“, einer Aktion an der Friedrich-Ebert-Straße, wo die Fassade des ehemaligen Bierlagers Küpper und späteren Weinkontors mit 674 großformatigen Porträtfotos beklebt wurde. Neun Jahre später folgte der Auftakt für die „Murals“, ebenjene großformatigen Kunstwerke an den zuvor tristen Häuserwänden, die allenfalls mal als Werbeflächen gedient hatten. „Ich bin mit Hip-Hop und Graffiti groß geworden“, erzählt Manojlov. „Diese Kunstform ist explodiert. Ich wollte sie für die Außendarstellung meiner Stadt einsetzen.“ So viel wie die Stunden des Tages. Die Steuerzentrale von Manojlovs „Urbanem Kunstraum Wuppertal“ befindet sich an der Hünefeldstraße 85, nur 30 Gehminuten entfernt vom geografischen Mittelpunkt der Stadt. Bezüge zu Wuppertals Topografie spielen eine Rolle beim Open-Air-Museum. Leitlinie ist die B7, wo in 24 Quartieren bis 2025 insgesamt 24 Kunstwerke entstehen, jeweils nur bis zu 500 Meter von der Talachse entfernt. Kernanliegen ist es, die Anwohner einzubeziehen, ihnen über die Kunst auch neue Zugänge zu ihrem Lebensraum zu öffnen. Dazu gibt es unter anderem eine Podcast-Reihe mit Jörg Degenkolb-Degerli und Christoph Schönbach, die den Dialog mit den Menschen anstößt. „Spricht man die Leute an, sind sie sofort begeistert und auch bereit, sich zu beteiligen“, berichtet Manojlov. Die Murmeln sind erst der Auftakt. „Neben dem Kunstwerk am Kleeblatt 58 folgen in den nächsten zwei Jahren noch mindestens fünf weitere Hausfassaden der gwg, die die internationalen Gäste künstlerisch gestalten dürfen“, sagt gwg-Marketingleiterin Nenja Lindner. Und Manojlov erzählt freudig, dass die eingeladenen Künstler:innen von Anwohner:innen „geradezu verwöhnt werden“, ob in Form verbaler Ermutigung oder mit Kaffee und Kuchen. Das Image der Künstler:innen ist weniger von Belang – schlicht deshalb, weil durchweg international bekannte Persönlichkeiten beteiligt sind, was die Relevanz des Museums für Wuppertal verdeutlicht. Kunst an der Wand entlang. Im Eiltempo hat Wuppertal ein neues Museum erhalten, das allein durch seine Größe mit traditionellen Vorstellungen bricht. Nun könnte man bitten: definiere „Museum“. Denn in diesem Fall geht es nicht um einen Ort, wo man Jacken und Taschen an der Garderobe abgibt, Eintritt zahlt und beim Verlassen schnell noch Postkarten im Shop kauft. Vielmehr handelt es sich um ein Open-Air-Museum, realisiert auf tristen Hausfassaden der Stadt, finanziert aus öffentlichem Fördergeld und privater Unterstützung. In der Elberfelder Südstadt entstand mit Unterstützung der gwg in nur acht Tagen ein 230 m² großes Werk des niederländischen Künstlers Leon Keer, darauf zu sehen farbenfrohe Glasmurmeln. Valentina Manojlov, Initiatorin Urbaner Kunstraum Wuppertal. Einfach mal vorbeischauen und auf sich wirken lassen: Kleeblatt 58 in 42119 Wuppertal. Fotos: Uwe Schinkel

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