Unternehmensbericht 23/24

20 21 MENSCH UND KULTUR Neben Ihrer Rolle als Sachgebietsleiter sind Sie zudem noch Ausbildungsleiter. Wie viele Azubis hatten Sie denn insgesamt? „Ich habe erst neulich wieder Zahlen dazu recherchiert: Wir hatten während meiner Zeit als Ausbilder 60 Azubis, 58 davon haben ihre Ausbildungen beendet, 14 von ihnen sind noch im Unternehmen beschäftigt. Einige von ihnen sind heute selber Führungskraft.“ Klingt wie aus dem Bilderbuch. „Klar, das ist natürlich das Beste, was dir als Unternehmen passieren kann: den eigenen Nachwuchs finden, fördern und qualifizieren. Wobei: ‚passieren‘ ist die falsche Formulierung, das klingt, als wäre es Zufall. Dahinter steckt natürlich ein Plan: Junge Menschen, die quasi mit dem Unternehmen aufwachsen und ihm treu bleiben, entwickeln ja eine ganz andere Identifikation. Es zahlt sich aus, ihnen mit Förderung, Weiterbildung und Wertschätzung zu begegnen.“ Was hat sich im Bereich Ausbildung im Vergleich gegenüber Ihrer Anfangszeit verändert? „Das Thema Ausbildung ist viel intensiver geworden. Zur damaligen Zeit hat man sich nicht in dem Maße um die Azubis gekümmert, wie wir es heute tun. Wir sind da wirklich immer ganz nah dran, begleiten und unterstützen sie, wo immer es geht. Auch der Austausch mit der Berufsschule, mit den Lehrern ist viel intensiver als früher. Durch meine Funktion im Prüfungsausschuss bei der IHK habe ich da einen guten Rundumblick. Das ist heute eine andere Welt – und das ist auch gut so.“ Worin unterscheiden sich denn die Azubis von damals zu denen von heute? „Heute kommen weniger die klassischen Schulabgänger. Viele von ihnen haben vorher etwas anderes gemacht, es beispielsweise mit einem Studium versucht. Das führt natürlich dazu, dass wir es mit viel reiferen Menschen zu tun haben. Ich kann also ganz anders mit ihnen umgehen, sie mehr fordern und im Grunde sofort einsetzen.“ Wie und wo findet die gwg heute die Azubis? „Auch hier haben wir uns vom klassischen Weg entfernt. Also nicht nur wir, das ist ja ein allgemeiner Trend. Während es früher hauptsächlich über klassische Print-Anzeigen oder Vermittlung von der Arbeitsagentur lief, geht heut alles übers Internet. Wir suchen dort – aber die jungen Menschen finden auch uns dort. Die gwg genießt mittlerweile einen exzellenten Ruf, was die Qualität der Ausbildung betrifft. Das wird mir immer wieder gespiegelt, wenn unsere Azubis dann doch mal in andere Unternehmen wechseln.“ Wer entscheidet, ob ein Azubi genommen wird oder nicht? „Auch was das Bewerbungsverfahren betrifft, hat sich eine Menge getan. Früher haben wir mit drei, vier Personen in einer Bewerbungsrunde gesessen, gegenüber dann der Azubi alleine – das fand ich schon immer eher ungünstig. Heute ist die Auseinandersetzung viel intensiver. Im Grunde entscheiden wir alle gemeinsam. Da sind natürlich die Geschäftsleitung und Personalabteilung, die letztlich ihr Go geben. Aber worauf ich großen Wert lege: In der Entscheidungsrunde ist immer auch die Einschätzung der anderen Azubis gefragt.“ Wonach fragen Sie denn die Kolleginnen und Kollegen? „Ich sammle mir ihr Feedback dazu, wie sie den Bewerber einschätzen – auch aus der Entfernung. Wenn mir der Empfang sagt, hör mal, der Bewerber war aber ganz schön muffelig, hat noch nicht mal gegrüßt, dann hilft uns das bei der Einschätzung. Genauso andersherum: Wenn das Team sagt, dass das menschlich super passt, das ist schon mal enorm wichtig. Letztlich gewinnen wir als Unternehmen ja nur, wenn wir ein funktionierendes Team haben. Und dabei spielen die sogenannten Social Skills eine große Rolle.“ Das heißt, die Persönlichkeit fließt entscheidend in die Bewertung ein? „Absolut. Letztlich sind es ja die Menschen mit ihren individuellen Kompetenzen und Werten, die das Unternehmen und die Kultur prägen. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.“ Von Ausbildungsleitung zu Ausbildungsleitung. Raimond Grigo übergibt nach über 30 Jahren den Staffelstab an Aleksandra Yurchenko.

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