13 12 MENSCH UND KULTUR Die Bedeutung einer starken Arbeitgebermarke in der Wohnungs- wirtschaft. Gastbeitrag von Prof. Dr. rer. pol. Sascha Armutat, Lehrgebiet Allg. BWL, insb. Personalmanagement und Organisation an der Hochschule Bielefeld, University of Applied Sciences and Arts (HSBI) Die Wohnungswirtschaft steht seit einigen Jahren vor tief greifenden Veränderungen, die das bisherige Selbstverständnis der Branche erheblich beeinflussen. Drei zentrale Herausforderungen bestimmen aus der Perspektive des Personalmanagements die neue Realität: die demografischen Veränderungen und der Fachkräftemangel, veränderte Erwartungen der jüngeren Bewerber- und Mitarbeiter-Generationen und rasante technologische Entwicklungen. Herausforderungen der Wohnungswirtschaft. Der Fachkräftemangel macht sich in nahezu allen Branchen bemerkbar. Auch die Wohnungswirtschaft spürt diesen stark. Das Fehlen von qualifizierten Fachkräften bedroht die Leistungserbringung in den Kernprozessen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Hinzu kommt, dass die Altersstruktur vieler Belegschaften dazu führt, dass erfahrene Mitarbeiter:innen aus Altersgründen die Unternehmen verlassen. Neben den Kapazitätsrisiken steigen damit auch die Know-how-Risiken. Neben diesen personalbezogenen Herausforderungen muss sich die Wohnungswirtschaft auf die Wünsche und Bedürfnisse der jüngeren Generationen einstellen. Diese Kohorten legen vermehrt Wert auf Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit, Beteiligungsmöglichkeiten an Entscheidungen und eine Balance zwischen Berufs- und Privatleben. Sie bevorzugen Arbeitgeber, die Wert auf das physische und mentale Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter:innen legen und dies auch in der Unternehmenskultur verankern. Ein dritter Faktor ist der technologische Wandel. Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz bieten einerseits immense Chancen, sind andererseits allerdings auch Herausforderungen für etablierte Unternehmenskulturen. Die Notwendigkeit, sich mit neuen Technologien zu befassen und diese in Prozesse und Produkte zu implementieren, erfordert oftmals die Nutzung neuen Know-hows, den Aufbau neuer Kompetenzen binnen kurzer Zeit sowie die Neuausrichtung strategischer Leitlinien und operativer Abläufe. Die Rolle der Arbeitgebermarke. In diesem herausfordernden Umfeld wird eine starke und authentische Arbeitgebermarke zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Doch was bedeutet das konkret? Eine Arbeitgebermarke ist weit mehr als nur ein glänzendes Image. Sie muss tief in den Strukturen und der Kultur des Unternehmens verankert sein. Authentizität spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Nur wenn das Unternehmen wirklich das lebt, was es nach außen hin kommuniziert, wird es zukünftige Mitarbeiter:innen überzeugen können. Im ersten Schritt muss das Unternehmen dafür seine Werte und seine Kultur klar definieren. Es gilt, die Alleinstellungsmerkmale und Treiber der Arbeitgeberattraktivität herauszuarbeiten und sichtbar zu machen. Dazu gehören vor allem immaterielle Werte, die das Unternehmen verkörpert, wie gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit. Aber auch konkrete Merkmale mit zielgruppenspezifischen Nutzenversprechen spielen eine Rolle. Dazu zählen unter anderem Arbeitsplatzsicherheit, angemessene Vergütungs- strukturen, Kollegialität im Umgang und eine flexible Arbeitszeitgestaltung. Weiterhin sollten Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven transparent aufgezeigt werden, um den Wünschen der Zielgruppen nach lang- fristiger Perspektive und persönlichem Wachstum gerecht zu werden. Eine authentische Arbeitgebermarke wirkt wie ein Magnet für talentierte Fachkräfte und hilft, bestehende Mitarbeiter:innen an das Unternehmen zu binden. Unternehmen der Wohnungswirtschaft, die es schaffen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, erhöhen ihre Chancen, qualifizierte Fachkräfte auch außerhalb der eigenen Branche zu gewinnen und langfristig zu halten. Dies erfordert allerdings auch ein Umdenken und die Bereitschaft, sich auf eine kulturelle und organisatorische Transformation einzulassen. In einer Zeit, in der der Wettbewerb um die besten Talente intensiv tobt und die Rahmenbedingungen sich stetig wandeln, wird eine starke Arbeitgebermarke zum wesentlichen Erfolgsfaktor. Sie ist nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Motor eines kontinuierlichen und tief gehenden Entwicklungsprozesses innerhalb des Unternehmens. Die Wohnungswirtschaft steht somit vor der Aufgabe, sich selbst neu zu erfinden und diese Transformation aktiv zu gestalten. So kann sie auch in Zukunft bestehen und wachsen.
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